Was, wenn die Dunkelheit das größte Geschenk ist?
Dec 22, 2023
Von Anja Kohlberg
Was, wenn die Dunkelheit in mir das größte Geschenk ist? Das, was ich nicht als Geschenk sehe, sondern immer weghaben will. Was, wenn ich dieses Geschenk kein einziges mal lieb halte? Sondern es nur bekämpfe.
Was, wenn ich beginne, meine innere Dunkelheit zu lieben? Wenn ich ihr mit offenem Geist und Herzen begegne, ohne Vorurteile, ohne meine Ablehnung ihr gegenüber?
Was, wenn ich beginne, die Dunkelheit in mir zu lieben, zu umarmen?
Vielleicht ist das der Zeitpunkt, wo der Samen - in dem ich als mein innerster Wesenskern sitze - beginnt sich auszudehnen.
Was, wenn genau der Zeitpunkt der Liebe, der bedingungslosen Annahme der Dunkelheit, des Nichtwissens - wann und wie es weiter geht, der Moment ist, auf den ich seit so vielen scheinbar unendlichen Jahren warte?
Kann das sein? Kann das so einfach sein? Ist das möglich?
Was, wenn ich das Einfache bisher ausgeschlossen habe? Wenn ich das Naheliegende für unmöglich halte, weil es doch nicht so einfach sein kann.
Aber vielleicht ist es das - so einfach:
Mich umarmen und annehmen wie ich bin. Meine innere Dunkelheit als ein Geschenk annehmen, das sie ist. In ihr liegt so viel Tiefe, Weisheit und Chance für Heilung.
Die Dunkelheit, die Depression ist eine Brücke ins Licht. In mein Licht.
Vielleicht ist das größte Geschenk das Willkommen heißen wie es ist. Unklar woher es kommt. Unklar wie lange es bleibt, sehr treu, immer wiederkehrend. Schicht um Schicht.
Was, wenn die Dunkelheit mein größter Freund, das größte Geschenk ist, das ich noch gar nicht richtig begriffen habe? Werde ich jetzt traurig, weil sie geht, wo ich das begriffen habe?
Kurz vorm Sonnenaufgang atme ich die unendliche Weisheit und die Liebe der Dunkelheit. Die ich ablehnte, mit der ich es schwer hatte und deren Wert ich auf einmal entdecke.
Danke, Dunkelheit, dass du da bist für mich und mich reifen lässt.
